PAN Forum für Plakat und Kunst
Ausstellungsplakate

Für ein Plakat- und Kunstforum ist die visuelle Ausstellungskommunikation und insbesondere das Medium Ausstellungsplakat natürlich von besonderem Interesse: Es ist – wie in jedem Ausstellungsbetrieb – Leitmotiv der kontinuierlichen und der wechselnden Aktivitäten. Zugleich ist es Gelegenheit und Herausforderung, in einen Kontext – den der Gestaltung von Plakaten – aktiv einzugreifen, den es in seiner museumspraktischen Auseinandersetzung mit dem Medium sonst beobachtet, zur Diskussion stellt und kommentiert.

Plakat «Reif/Festland»

Im Rahmen seiner Ausstellungskommunikation versetzt sich das PAN damit aus seiner Position als kritischer Beobachter aus freien Stücken in die Position des Beobachteten, in dem Maße, wie es seine objektive Position aufgibt und seine diskursiven Möglichkeiten in den öffentlichen Raum, auf die Plakatwand, versetzt. In dieser Form erweitert es seinen institutionellen Rahmen und Wirkungskreis und greift sozusagen im Feldexperiment in den zu beobachtenden Kontext ein und verändert diesen damit zwangsläufig.

Siehe auch:
PAN Identität

Ausgezeichnet:
German Design Award Nominee
100 Beste Plakate
Festival International de l'affiche Chaumont

Exponat, exponiert

Sehgewohnheiten lassen schnell jede bildliche Darstellung auf Ausstellungsplakaten aller Museen als Reproduktion eines Exponates erscheinen. Das ist unbefriedigend für eine Institution wie das PAN, das die Ausstellungskommunikation als Erweiterung seines Diskurses – der «Verknüpfung von Kunst und (Plakat-)Design» – begreift, nicht als Gelegenheit, Werke der Gestaltung zu reproduzieren. Und ein Plakat ist schließlich kein Kunstdruck, richtig?

Was tun? Es bleibt ein inhaltlicher Bildbezug (mitunter auch ein Exponat) als Repräsentant des Ausstellungsgeschehens, im Zentrum des Geschehens, wird aber in ein System aus verschiedenen Bild- und Informationsebenen eingebunden. Kommentierend, verzerrend rekontextualisiert es das Exponat, löst es aus dem etwas engen Rahmen der Regeln der Kunst. Also steht nicht mehr das Exponat in seiner unbedingten Exponiertheit im Vordergrund, sondern vielmehr die – komplexere – Interaktion zwischen verschiedenen Realitätsebenen, von denen eine eben ausstellungsbezogen, mitunter also auch ein Exponat, ist.

Titel

In der musealen Ausstellungspraxis grundsätzlich ein hinzugesetzter Kommentar, ist der Ausstellungstitel im PAN sprachlich eher poetisch verortet. Derart wird er selbst in das Ausstellungsgeschehen und in bestehende Text-Bildbezüge einbezogen. Das charakteristische, mechanisch-rasterhafte Schriftbild der Courier New, die durch ihre enorme Verbreitung in einem funktional geprägten Anwendungsumfeld eher für Nicht-Gestaltung und Anonymität steht, kontrastiert mit der «künstlerisch» aufgeladenen Bildwelt des PAN und schafft zugleich einen hohen Wiedererkenungswert über die verschiedenen Medien hinweg.

«Raum zur Fläche»
Foyer PAN, Emmerich

Plakat «Jelängerlieber»

Störung

Wie Flecken schieben sich Gekritzel, Geschmiere, computergenerierte Formen auf die Bildfläche, ohne eindeutig identifizierbaren inhaltlichen Zusammenhang. Sie sind von außen kommender Einwurf, (pseudo-)künstlerischer Ausdruck, der seine Berechtigung a priori aus der Festlegung als Konzeptgröße bezieht und über aufeinanderfolgende Plakate hinweg einer eigenen Anknüpfungslogik folgt. So werden sie als plakative Kommentarfunktion institutionalisiert, so schiebt sich klammheimlich die Logik des Plakates vor die Regeln der Kunst(-reproduktion).

Das Leitmedium Plakat gibt den Gestaltungsansatz vor: Einem fotografischen Schnappschuss nicht unähnlich, schieben sich die individuellen bildgestalterischen Elemente in den Ausschnitt des Entwurfs, versammeln sich und verharren dort in der scheinbaren Zufälligkeit der Aufnahme. Wo sich lesbare Informationen wie Ausstellungstitel und -daten vom Bildmotiv entfernen, wird das Spiel auf die Spitze getrieben: Was bleibt?

Oberflächlich gibt sich das Plakat als Kunst-Werk aus, um gerade dadurch plakativ zu wirken. Dieses heterogene Miteinander ist es, das jedes Mal aufs Neue in Szene gesetzt wird und das die Ausstellungskommunikation des PAN deutlich abhebt vom visuellen Kontext, in dem allzuoft die heilige Einfaltigkeit eines Exponats alles dominiert.

Postkarte «Reif/Festland»

Innen und außen: Oh, wie schön ist Emmerich

Mit seiner Lage in Emmerich am Niederrhein ist das PAN eine Ausnahme unter den designbezogenen Ausstellungsinstitutionen, die sich bevorzugt im urbanen Kontext entwickelt haben. Vor diesem Hintergrund – im wortwörtlichen und im bildlichen Sinn – spielt sich die Aktivität des PAN ab. Die Fotografien zentrieren sich allerdings nicht um ein eindeutig, gar touristisch identifizierbares Motiv. Sie sind im Sinne des Plakates Bildflächen, die nur indirekt auf den konkreten Ort hinweisen und, unabhängig von der Zuordnung zu einer spezifischen regionalen Umgebung, als kontrastierende äußere Realitätsebene dem Blick nach Innen auf das Ausstellungsgeschehen gegenüberstehen. Sie spannen so gleichermaßen den Bogen von öffentlichem zu nicht-öffentlichem Raum – oder einfach: von der Plakatwand zur Museumswand.

Vorne und hinten: Material

Sowie sich ein Plakat immer seinem Betrachter zuwendet, bekommt er nie seine Rückseite zu Gesicht. Sie wird hier zur Metapher für das, was außerhalb der kommunikativen Funktion des Plakates liegt, es als Medium begrenzt und als Objekt (nicht als Bildmotiv) bestimmt.

Diesem Bild folgend werden Einladungs-, Post-, Visitenkarten und Pressemappen aus Verpackungsmaterial hergestellt, das, einseitig weiß gestrichen, auf der gegenüberliegenden Seite den nackten, rauen und grauen Karton präsentiert. Großer Beliebtheit und Verbreitung erfreut es sich als Schuhkarton – aus naheliegenden, produktionstechnischen Gründen wird natürlich die gestrichene, weiße Seite bedruckt und damit effektiv zur Vorderseite erklärt. Entsprechend erweitert das Spiel mit diesem konventionalisierten Zusammenhang – faktisch und metaphorisch – die Gestaltungsebenen noch um die Rückseite – oder Vorderseite.

Plakat «Luftwiderstand»

Zusammenhang

Die verschiedenen Kommunikationsmedien sind durch jeweils spezifische Konstellationen der Bild- und Informationsebenen charakterisiert. Auf diese Weise sind sie in einen wiedererkennbaren Zusammenhang eingebunden, der sie als Erscheinungsbild qualifiziert, ohne sie allzu formelhaften Gestaltungszwängen unterwerfen zu müssen. So bleibt der Auftritt des PAN Forums immer ein Stück weit offen und stellt sich derart ganz in dessen Selbstverständnis.

Folder «Luftwiderstand»

Folder mit Infos zur Ausstellung:
Vorne: deutsch, hinten: niederländisch.

Diese systemischen Zusammenhänge zielen im Wesentlichen auf die Verwirklichung folgender Thesen: [1] Als Ausdruck der Ausstellungspraxis ist die isolierte Darstellung eines Exponats nicht ausreichend. [2] Die Regeln der Kunst sind die Regeln des Plakats, so haben [3] alle Ebenen/Elemente Gestaltungsfunktion und [4] das gesamte System – im Gegensatz etwa zu einem Logo, das auf irgendeinem Exponat platziert wird – ist Identifikationssystem und Ausdruck der Identität des PAN.

Dem diskursiven Anspruch der museumspraktischen Verknüpfung von Kunst und Design wird also ein Entwurf entgegengestellt, der nicht einmal versucht, diese eindeutig zu fassen; der sie im Gegenteil ganz bewusst offen lässt und daraus zum Einen seine Eigenart bezieht, zum Anderen – ganz im Sinne des Forum-Gedankens – die Spannung immer wieder neu zur Diskussionsgrundlage macht.